Wie kein anderer Fluss prägt die Havel die Landschaft in Brandenburg. Die Havel entspringt in Mecklenburg-Vorpommern, durchfließt Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt und mündet bei Rühstädt an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt in die Elbe. Von der Quelle bis zur Mündung ist sie ca. 334 km lang. Luftlinie allerdings nur 94 km. Dabei beträgt der Höhenunterschied lediglich 40,6 Meter. Sie führt ungefähr 103 m³ Wasser pro Sekunde. Die Bedeutung des Flusses wird auch durch folgenden Sachverhalt deutlich: 80 % Brandenburgs entwässert in die Havel. Zudem ist die Havel als Verkehrsweg zwischen Berlin und Hamburg extrem wichtig. Das Gebiet der Havel und seiner Seen bildet das größte zusammenhängende Angelgebiet im Binnenland Mitteleuropas.
Ihren Namen verdankt die Havel einem slawischen Volk, den Hevellern. Diese siedelten in diesem Landstrich und nannten den Fluss "Hevel". Mit der sprachlichen Entwicklung wurde daraus im Laufe der Jahrhunderte die "Havel". Eine andere Erklärung ist die Herleitung vom germanischen Habula. Es ist mit Hafen und Haff verwandt. Der Wortstamm Haf bezeichnet eine Bucht oder Ausbuchtung. Somit deckt sich die Namensgebung mit dem Verlauf des buchtenreichen Flusses.
Von ihrer Quelle in Mecklenburg-Vorpommern fließt sie zunächst in Richtung Südost, dann südlich, westlich und schließlich nordwestlich nach Sachsen-Anhalt in Richtung Elbe. Die derzeitig sichtbare Quelle, welche den Beginn der Havel symbolisiert, wurde künstlich angelegt und willkürlich südlich des Mühlensees platziert. Der Born-, Trinnen- und Mühlensee, die früher Teile eines sehr viel größeren eiszeitlichen Rinnensees waren, dessen südliches Ende etwa an der Enge beim Ort Granzin (slawisch Grenze) zu suchen ist (also den Käbelicksee mit umfasst) sind die eigentlichen Quellseen. Um eine Mühle zu betreiben, durchstachen wahrscheinlich schon im Frühmittelalter Mönche den östlichen Rand des Mühlensees, der damit in die Ostsee entwässert. Um Druck für die Mühle zu bekommen, stauten sie den Mühlensee im Süden durch einen heute noch deutlich sichtbaren Damm. Da dieser auf sumpfigem Untergrund liegt, gelang die Abdichtung nicht vollständig. Das Wasser, das heute aus der gemauerten Havelquelle sprudelt, sickert aus dem Südende des Mühlensees unter diesem Damm hindurch. Dieser entwässert also in Ost- und Nordsee. Der Damm zwischen Mühlensee und Diekenbruch, auf welchem der Weg von Ankershagen nach Ulrichshof verläuft, ist die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee. In ihrem Verlauf durchquert sie weiter die Länder Brandenburg und Berlin. Außerdem durchfließt die Havel eine Vielzahl von größeren und kleineren Seen wie z. B. den Useriner See, den Großen Labussee, den Großen Wannsee, den Griebnitzsee, den Plauer See und den Havelsee.
Die Havel ist fast durchgängig schiffbar und gehört zu einer der bedeutendsten Bundeswasserstraßen. Verschiedene Kanäle verbinden den Fluss mit größeren Fließgewässern wie der Elbe oder der Oder. Die untere Havel-Wasserstraße mit dem Elbe-Havel-Kanal und dem Havel-Kanal, die obere Havel-Wasserstraße und die Oder-Havel-Wasserstraße zählen zu den bedeutendsten Großschifffahrtsverbindungen.
Das Havelland – Wasser, wohin man auch blickt - eine eher historische Landschaft in Brandenburg, wurde u. a durch die Ballade des Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havellande von Theodor Fontane auch über die Grenzen der Region bekannt.
Marina Alter Hafen in Mildenberg an der Oberen Havel
von Theodor Fontane
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?«
So klagten die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
Und die Jahre gingen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.